Hallo zusammen,
um es vorweg zu nehmen: ich habe mir das Jägerndorfer-Krokodil aus nur aus zwei Gründen gekauft und behalten:
- ich brauche es für meine schreibende Tätigkeit um mir ein eigenes, vollständiges Bild zu verschaffen und für meine Asservatenkammer.
- mein Händler hat sich sehr viel Mühe gegeben bis ich ein einigermassen gutes Exemplar hatte und dafür 2 Mal umgetauscht. Ich wollte ihn nicht enttäuschen.
Was Ihr in dem Video seht ist ein gründlich überarbeitetes drittes Exemplar. Im Originalzustand zog das "gute Stück" gerade mal vier Hobbytrain Zementwagen eine 3,5 % Steigung hinauf. Nach der üblichen Einfahrzeit von ca. einer halben Stunde humpelte und schlug das Modell stark, die 90°-Teilung der Antriebsachsen hatten sich verdreht. Die Vorläufer sind immer wieder entgleist, mal hier, mal da, hauptsächlich beim Befahren von Weichenstrassen, das "Aufschneiden" von Weichen war nicht möglich. Das Modell ist mit 55,4 Gramm zu leicht. Das MINITRIX-Pendant wiegt 91 Gramm, genau so viel wie damals das Ur-Krokodil von ARNOLD. Selbst die letzte ARNOLD-China-Produktion brachte es immerhin noch auf 70 Gramm. Es wird nur eine Achse pro Antriebsgestell, die jeweils vordere Antriebsachse, direkt über das Getriebe mit Drehmoment versorgt, der Rest soll über das Gestänge mitgehen. Jägerndorfer nennt das "Antrieb auf alle Achsen"!?
Folgendes habe ich gemacht:
- Modell im Fahrwerksbereich zerlegt
- 90°-Teilung sorgfältig eingestellt, die Räder auf den Achsen mit Lack gegen Verdrehen gesichert.
- Weichere Haftreifen aufgezogen.
- Die Andrück-Federn der Vorläufer entfernt (sie haben die Antriebsachsen zu sehr entlastet).
- Vorlaufachsen des alten ARNOLD-Krokodils grau lackiert und eingebaut.
Nach dem Umbau bin ich bedingt zufrieden. Der Antrieb ist trotz allem recht laut, die Lok taumelt immer noch leicht unter Last, die Digitalfunktionen sind für die heutige Zeit recht einfach gehalten, so besitzt das SBB-Modell keinen Schweizer Lichtwechsel. An- aus- in Fahrtrichtung wechselnd- fertig! Das Grundübel des Maschinchens kann nicht ohne Weiteres beseitigt werden: die Lok ist immer noch viel zu leicht. Man bekommt bei Jägerndorfer recht wenig Lok fürs Geld.
Auch optisch leistet sich das Modell einige unnötige Schwächen, damit könnte ich noch einigermassen umgehen. Die Endkontrolle scheint eine Grenze von "Ausschuss" und "gut" nicht zu kennen. Es wird eingepackt was aus der Fertigung kommt. Die Qualitätsstreuung ist dadurch extrem gross. Alles wirkt irgenwie halbfertig und halbherzig, als Indiz dafür steht auch, dass in der Betriebsanleitung des "SBB-Krokodils" von einem "ÖBB-Krokodil" die Rede ist.
Eine Anleitung für den Decoder gibt es nur für die Digital-Funktionen. Für weitere Informationen wie die Reduzierung der Lautstärke oder die Helligkeit des Spitzenlichts, möchte sich der Kunde doch bitteschön direkt an ZIMO wenden...
Was die ganze Geschichte etwas pikant aber auch traurig macht, ist, dass die Grundkonstruktion recht pfiffig und sauber geplant ist. Nur die Umsetzung kommt da überhaupt nicht mit.
Ich möchte Euch den Appetit an dem hübschen Maschinchen nicht nehmen. Wenn Euer Hobby schwerpunktmässig in der Vitrine stattfindet, ihr handwerklich gut drauf seid oder eben einige Franken übrig habt: holt Euch das Modell.
Ich teste noch ein Weilchen und lasse das gute Stück dann vermutlich in der Asservatenkammer verschwinden.
Viele Grüsse,
Manfred