Signale - Seit wann Überblenden mit Dunkelphase

  • Guten Tag
    Jetzt ist es passiert, meine erste Moba - Frage bei der das Internet (noch) keine Antwort wusste. Aber von euch weiss es bestimmt jemand.
    Ich bin noch nicht so lange Modellbahner und mit dem Vorbild habe ich ausser als Gast auch nichts zu tun. Bitte seht mir nach, sollte meine Sprache dem Vorbild nicht gerecht werden.
    Wenn an Signalen (Typ L, falls das bei Typ N ganz anders sein sollte) die Fahrbegriffe wechseln, geht der Ablauf doch so so: Der alte Fahrbegriff wird "heruntergenommen" was aussieht wie ein herunterdimmen, es folgt eine ganz kurze Dunkelphase (0.? Sekunde) und anschliessend wird der neue Fahrbegriff aufgeschaltet, was auch wieder wie ein aufdimmen aussieht. Die meisten Moba Decoder machen das auch so.
    Jetzt bin ich aber der Meinung, dass das nicht immer so wahr. Früher wurden die Fahrbegriffe doch auch ohne die Dunkelphase gewechselt. Also nur die Lampen, welche für den neuen Fahrbegriff nicht mehr benötigt wurden, wurden gelöscht und dann die neu benötigten eingeschaltet. Lampen, die in beiden Begriffen benutzt werden, blieben einfach an.
    Gab es dieses Verhalten beim Vorbild tatsächlich? Und falls ja, wann erfolgte der Wechsel?
    Herzlichen Dank für eure Hilfe und Grüsse
    Markus

  • Ich weiss zwar auch keine Antwort auf diese Frage. Ich kann mir aber vorstellen, dass mit den neuen technischen Möglichkeiten der Elektronik ein sanftes Aufdimmen eingerichtet wurde, um die Glühbirnen (soweit es überhaupt noch Glühbirnen sind!!) zu schonen, dh. deren Lebensdauer zu verlängern.


    Heinzpeter

    "I sortiere di Reisende i Tuusigerpäckli", het der Weichesteller erchlärt (A. de Saint-Exupéry, Der Chly Prinz bärndütsch)

  • Hallo Markus und Heinzpeter


    Wenn ich mich nicht täusche, ist das Aufdimmen und Abblenden ist dem Glühwendel in der Signallampe (von "kalt" bis "Betriebstemperatur") geschuldet - ist also m.E. schon immer so. Das Erlöschen zwischen den Fahrbegriffen ist stellwerksabhängig.


    Felix hat dazu im Forum auch schon mal eine Abhandlung geschrieben (bei den Signalbrücken).

    Gruss
    Giorgio


    i5 QuadCore 4GB RAM / WIN10 Pro 64Bit / TC9.0B3 Gold / 2L-DCC / SpurN
    2x IB2 / 2x IB1 als IB-Control / LocoNet+s88N / Qdecoder / LDT / WA5 / WDECN-TN

  • Von Rauf- und Runterdimmen weiss ich nichts. Das "Runterdimmen" wird schlicht Nachglühen des Glühfadens sein.


    Beim Wechsel von Halt auf Fahrt wird zuerst der Fahrtlampenstromkreis eingeschaltet und geprüft, dann der Haltlampenstromkreis abgeschaltet. Bei Relaisstellwerken passiert das so schnell, dass man es nicht mitbekommt. Beim elektronischen Stellwerk "Elektra" ist es deutlich sichtbar (Rot und Grün gleichzeitig 8o ).


    Beim Hochschalten eines Fahrbegriffs werden beim Relaisstellwerk einfach die zusätzlich benötigten Lampen an- bzw. Abgeschaltet. Da ist nichts mit Ab- und Aufblenden. Wie es das Estw macht, weiss ich jetzt gerade nicht, aber: Abblenden auf "Dunkel" und dann wieder Aufblenden dürfte eigentlich nicht sein, da "Dunkel" als Halt zu interpretieren ist (auch von der Zugsicherung) und der Wechsel Fahrt-Halt-Fahrt ohne Eingriff des Bedieners verboten ist, weil er zu Unklarheiten beim Lokführer führt.


    Beim Wechsel von Fahrt auf Halt wird zuerst der Fahrtlampenstromkreis abgeschaltet. Nun "merkt" das stw, dass der Fahrtlapmenstromkreis tot ist, und schaltet den Haltlampenstromkreis an. Es ist dabei egal, ob der Fahrtlampenstromkreis gewollt (Haltstellung) oder ungewollt (Fahrtlampendefekt) abgeschaltet wurde. Beim Relaisstellwerk geht das wieder sehr schnell, 0,1 Sek. Möglich, dass das beim Elektra länger braucht, so dass die Dunkelphase deutlich sichtbar wird.


    Noch etwas, das gegen das Rauf- und Runterdimmen spricht: Hierzu ist eine H-Brücke oder wenigstens ein Leistungstransistor erforderlich. Diese elektronischen Komponenten sind aber signaltechnisch nicht "sicher". Man verwendet daher einen simplen Relaiskontakt eines (nicht-simplen) Sicherheitsrelais mit UIC-Zulassung, und zwar auch bei elektronischen Stellwerken.


    Wie die Stw in D das machen, weiss ich nicht. Die generischen Sicherheitsanforderungen sind aber im Grunde die selben.


    Mein Eindruck: Die Decoderhersteller modellieren einfach die Trägheit des Glühfadens - mehr order weniger genau.


    Felix,
    Stellwerker


    Edit: respace war schneller

    Alles sollte so einfach wie möglich sein - aber nicht einfacher.

    2 Mal editiert, zuletzt von fgee ()

  • Vielen Dank für eure Antworten und Hinweise.


    Ich nehme mit, dass beim Vorbild nichts gedimmt wird im Sinne von aktivem Dimmen, sondern dass dies physikalische Effekte der verwendeten Lampen sind.


    Zu meiner eigentlichen Frage der Dunkelphase zwischen den zwei Signalbildern:
    Die sichtbaren Unterschiede im Verhalten bezüglich der Dunkelphase sind also rein auf die verwendete Stellwerkstechnik zurückzuführen? Elektrische Stellwerke mit Relais schalten schneller, bzw lassen in beiden Signalbildern benötigte Lampen an. Die neueren elektronischen scheinen langsamer zu sein. Die Abläufe, wie Signalbilder gewechselt werden sind aber die selben.
    Dann also noch die Folgefrage: ab wann wurden die neueren elektronischen Stellwerke in Betrieb genommen?


    Nochmals vielen Dank
    Markus

  • Simis-C ab 1989
    Elektra ab ca. 1997
    Simis-W ab ca. 2012


    Welches Stellwerk an welchem Bahnhof hast du denn gesehen, das die Begriffe "langsam" wechselt?

  • Ja, weiss ich denn die Zahlen von den neumodischen Estw? Alles was "ca" dabei steht, sind Schätzungen :rofl
    Danke Dany für die Korrektur.

  • Hallo Felix und Danny


    Vielen Dank für die Informationen. Das gibt einen Anhaltspunkt.
    Gute Frage was ich den gesehen habe. Ich hatte zuerst Signale in Moba Videos, die typischerweise mit Qdecoder geschaltet sind gesehen. Da ist mir aufgefallen, dass die nicht alle gleich schalten und sich trotzdem immer vorbildgerecht nennen. Vor allem deren relativ lange Dunkelphase hat mich verwundert. Also habe ich versucht über das Vorbild Informationen zu finden. Neben der Geschichte der Stellwerke versuchte ich Videos mit schaltenden Signalen zu finden. Gar nicht so einfach. Trainspotter schneiden offenbar die Signale gerne weg.


    Hier ein paar Szenen. Links direkt zur Stelle:


    Zürich HB: ca 7.30
    https://www.youtube.com/watch?v=gMqfFxN3TbQ#t=7m30s
    Zuerst schalten die Zwerge auf Freie Fahrt, dann das Ausfahrsignal von Halt auf Kurze Fahrt und später auf FB 2.
    Interssant ist das Hochschalten von Kurze Fahrt auf FB2. Da gehen beide orangen Lampen aus, die untere kommt sofort wieder und dann folgt die grüne. In diesem Bespiel ist die Dunkelphase also sehr kurz. Aber es sind nie Lampen von zwei Fahrbegriffen gleichzeitig an.
    Das ganze als Slow Mo GIF https://j.gifs.com/gL21YG.gif


    Bei 9:17 das zurückschalten auf Halt. Ich finde da dauert die Dunkelphase relativ lange.


    Gleicher Film: Halt -> FB2 (Rot aus, Orange an, Grün an)
    https://www.youtube.com/watch?v=gMqfFxN3TbQ#t=14m03s


    Vorsignale bei der Ausfahrt in Luzern: Warnung -> Freie Fahrt Erwarten. Gelbe Lampen blitzen beim Abschalten nochmals auf.
    https://www.youtube.com/watch?v=X1CSJWOy7kM#t=3m50s


    Dunkelphase beim zurückschalten.
    https://www.youtube.com/watch?v=X1CSJWOy7kM#t=4m50s


    Bern
    Es ist mir bewusst, dass Vorsignale bei Signalbrücken mit drei und mehr Signalen bei Halt dunkel bleiben.
    Vorsignale Freie Fahrt Erwarten -> Warnung und aus. Sehr schnelle Übergänge keine Dunkelphase
    https://www.youtube.com/watch?v=3xdlQw5GSuw&t=6m50s


    Bern Zwerg Freie Fahrt -> Halt. sehr schnell, Lampe unten rechts bleibt an.
    https://www.youtube.com/watch?v=3xdlQw5GSuw&t=7m40s


    Gleich anschliessend: zusammen mit dem zweiten Zwerg Freie Fahrt -> Halt, gehen Vorsignal und Signal aus. Vorsignal bleibt gleich ganz dunkel (nicht via Warnung) und beim Signal kommt die rote Lampe.


    Bern Zeitraffer
    Film läuft im Zeitraffer 6x. Angeschaut mit Youtube Geschwindigkeit 0.25 wäre also immer noch 1.5x Echtzeit?!
    Signal links geht während Lok vorbeifährt von Kurze Fahrt auf FB2 untere gelbe Lampe bleibt an. Wegen 1.5x Echtzeit kurzes Ausschalten auch der unteren Lampe wie in Zürich nicht sichtbar oder hat nicht stattgefunden?
    https://www.youtube.com/watch?v=rcP2isWys2s#t=0m38s


    Grüsse
    Markus

  • Zürich HB ist ein SpDrS (Relaisstellwerk). Es schaltet offensichtlich erst die untere Lampe an, prüft, ob sie brennt, und nur wenn die Prüfung erfolgreich ist, wird die obere Lampe angeschaltet. Das wird so gemacht, damit kein falsches Signalbild entsteht: Würden beide Lampen gleichzeitig angeschaltet, aber die untere leuchtet nicht, nur die obere, würde F1 statt F2 angezeigt. Das muss technisch zuverlässig verhindert sein.


    Bei Do69 / DoC und vielen Estw ist es auch so.
    Bei Do67 wird die Integrität des Signalbildes sichergestellt, indem alle anzuschaltenden Lampen in Serie genommen werden (nur ein einziger Stromkreis). Dadurch bleibt das Signal dunkel (bzw. auf Halt), wenn die untere Lampe defekt ist.


    Luzern ist ein Do67. Die Ansteuerung des Vorsignals basiert auf einer Trickschaltung die bereits in den 30er Jahren erfunden wurde und immer noch angewendet wird. Sie ermöglicht, mit zwei (max.4) Adern alle möglichen Vorsignalbegriffe anzusteuern. Hierzu wird über die Zweidrahtleitung eine codierte Information geschickt: Warnung wenn Wechselspannung; die Fahrbegriffe ergeben sich aus einer Kombination von Plus- oder Minuspuls gefolgt von Plus- oder Minusdauerspannung. Damit können F2*, F3*, F1* angezeigt werden. Für F5* sind zusätzlich die Adern 3&4 erforderlich.


    Das Aufblitzen der gelben Lampen ist die Folge der Relaisschaltung, die die codierte Information auswertet. Die Dunkelphase nach dem Abschalten stellt sicher, dass die auswertende Relaisschaltung zuverlässig zurückgesetzt wird.


    Bern ist ein SpDrS. Wie dort die Vorsignale angesteuert werden, weiss ich nicht.

    Alles sollte so einfach wie möglich sein - aber nicht einfacher.

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