RBe 4/4 Schwere Pendelzüge in den Anfängen

  • Hallo liebe Spur-N Bahner,


    Jetzt wo PIKO das Thema RBe 4/4 aufleben lässt wollte ich gerne fragen, wie in den Anfängen, als die Triebwagen im Schnellzugsverkehr auf den Hauptachsen eingesetzt wurden, ein typischer Schnellzug ausgesehen hat.


    Im Buch von Sigrist/Hürzeler/Bernet steht dazu nur der Satz, dass es sich bei einem der ersten Einsätze um 11 EW I und den Steuerwagen FZt4ü (also den Gepäcksteuerwagen ala Eriam) handelte.


    Wie sah das später aus? Waren auch Speisewagen in den Zügen eingereiht und wenn ja welche? Immer nur EW I oder auch Leichtstahlwagen? Wie waren die Züge formiert? Wie heute (bzw. zu Zeiten des Kopfbahnhof-Betriebs muss man ja jetzt fast hinzufügen) mit 1. Klasse in Zürich vorne oder ganz anders?


    Für ein paar vorbildgerechte Anregungen wäre ich Euch sehr dankbar.


    Viele liebe Grüsse
    Markus

  • Guten Tag Markus,


    Vielleicht hilft meine Erinnerung ein bischen was.


    Anlässlich der EXPO 64 in Lausanne, waren die Sonderzüge aus der Ostschweiz mit den RBe 4/4 bespannt. Ich kann mich nicht an einen Speisewagen in diesen Sonderzügen erinnern.

    Irgendwo gibt es ein Bild von einigen dieser Sonderzüge, die damals im Expobahnhof auf ihre Rückfahrt warteten.

  • Hallo Frank,


    Vielen Dank für deine Beschreibung, bin schwer beeindruckt, dass du dich so gut daran erinnern kannst.


    Ja, das deckt sich so genau mit den Beschreibungen in der Literatur zu den Anfängen und zum Expo-Verkehr.


    Was mich im Buch von unserem Meister Huerz so "gwundrig" macht, ist was auf Seite 64 steht: "Eingesetzt wurden die Fahrzeuge vornehmlich zwischen Genf und Zürich...". Aber eben nur mit EW I Wagen und DZt.


    Da dies aber so ziemlich die Paradestrecke der SBB ist wäre ich schon sehr überrascht, wenn da nie ein Speisewagen eingereiht worden wäre. Aber ja, mag ja wohl sein.


    Auch hatte ich immer den Eindruck, dass die Wagenreihung früher (also zu meiner Zeit) nicht immer schön AA-BBBB war sondern die As etwas über den Zug verteilt waren. Das kann betriebliche Gründe haben (Wagenverstärkung, Flügelzüge, etc.). Ich hatte als Kind immer den Eindruck, man muss die Wagen suchen und jeder schaute immer auf die blauen Wagenreihungsplakate. Aber vielleicht täusch ich mich da.


    Wenn noch mehr Erinnerungsfundstücke aus den Anfägnen auftauchen sollten, dann wäre das sehr interessant zu erfahren.


    Herzlichen Dank und viele Grüsse
    Markus

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe gerade auf Bahnbilder.ch einige RBe 4/4 Bilder aus meinem Fundus hochgeladen: https://bahnbilder.ch/newest


    Leider nur aus den 1980er und 1990er Jahren.


    Ein Bild aus 1966 kann ich euch leider nicht zeigen (keine Rechte). Es zeigt aber einen RBe 4/4 mit einem langen Ost-West Schnellzug bei Wynigen. Wagenreihung dürfte DZt - mutmasslich 3 A - WR - 6 B - RBe 4/4, sowie ein Leichtstahl B als Verstärkungswagen sein. Da 1966 sicher alles EW-I und keine EW-II, leider die A nur schlecht erkennbar ob 3 oder 4 Stück und obs überhaupt A sind. Da aber hinter dem zweifelsfrei erkennbaren WR alles zweifelsfrei als B erkennbare Wagen sind, müsste das hinkommen.

  • Ein interessanter Artikel aus der NZZ




    Zitat

    Zu den Unzulänglichkeiten des Expo-Verkehrs gehörte, wie sich Zeitzeugen erinnern, dass die Extrazüge ohne Verpflegungsmöglichkeiten auskommen mussten. Zwar waren eben die Minibars in Zügen aufgekommen; diese konnten in den Abstellanlagen bei Lausanne jedoch nicht mit Waren versorgt werden.

  • Nach meiner Erinnerung muss man strikte unterscheiden zwischen den Extrazügen an die Expo64 und den planmässigen Ost-West-Schnellzügen. Die Schnellzüge waren sicher Pendelzüge, so wie es huerz beschreibt (über die Anzahl von A und B habe ich allerdings keine Ahnung). Die Extrazüge erhielten die quasi frisch ab Fabrik gelieferten RBe, die man dringend ersehnte, um keine Zuglänge an Nicht-Passagier-Fahrzeuge zu vergeuden. An Steuerwagen kann ich mich nicht erinnern, sie waren wohl auch nicht unbedingt nötig, denn in Lausanne war tagsüber genügend Zeit, den RBe umzusetzen, und am Ursprungsort wohl auch. Ich meine sogar, dass es damals nur die paar DZt für die RBe gab, sowie die zwei, drei Dt für die Re4/4 im Pendeldienst Zürich-Luzern.


    Wenn man es genau wissen möchte, müsste man in den Heften des Eisenbahn-Amateur (gab es da nicht mal eine CD-Edition?) blättern, dort ist sicher über den Expo-Verkehr berichtet. Und natürlich auch über die Ost-West-Schnellzüge mit RBe.


    Heinzpeter


    Nachtrag: Weitere Auskünfte wohl auch im Buch von
    Bernet, Ralph
    Schweizer Bahnen - 1960er-Jahre
    erschienen 2018

    "I sortiere di Reisende i Tuusigerpäckli", het der Weichesteller erchlärt (A. de Saint-Exupéry, Der Chly Prinz bärndütsch)

    Einmal editiert, zuletzt von historicus ()

  • Herzlichen Dank Euch allen für die tollen Informationen und Erinnerungen an die schon etwas tiefere Vergangenheit.


    Tolle Links und Bilder sind hier innner kurzer Zeit zusammen gekommen, und die Bildbeschreibung von Huerz mit dem Zug von 1966 hat es wohl ziemlich genau getroffen.


    Wenn ich nicht nur nach Bildern gesucht hätte, sondern auch den Text im Buch "Die elektrischen und Dieseltriebfahrzeuge der SBB - Band 2: Konstruktionsjahre 1952-1975" gelesen hätte, dann wäre alles von Anfang an klar gewesen. Da steht auf Seite 225 genau das, was Huerz auf seinem Bild gesehen hat (kleine Variation, aber doch fast identisch):


    "...die beiden anderen [Umläufe] aus der Formation RBE 4/4 - 5 B - WR - 4 A - FZt."


    Ja, da haben wir es doch! Auf dem Bild von Huerz waren es 6 B und 3 A, hier halt 5 und 4 und jeweils ein WR dazwischen. Das passt doch perfekt!


    Herzlichen Dank Euch allen und bitte gerne noch mehr Infos, Links und Bildmaterial. Das ist doch toll. So machen die Modelle noch mehr Spass.


    Ich habe den Zug natürlich gleich auf meiner Anlage nachgebildet und ein kleines Video davon gemacht:


    https://youtu.be/xZAp8g3cneQ


    Sieht schon sehr imposant aus!


    Viel Spass und herzliche Grüsse
    Markus

  • Schöne Zug Markus gefällt mir sehr. Ich wusste nicht das eine RBe so viel Wagen siehen/schieben kann und das die Wr damals auch pendeln können.


    Ich freue mich auch solchen Kompos erstellen zu können

    Seien Sie vorsichtig und bleiben Sie Gesund.

    Gruss
    Eric (Analog Fahrer)und Seit kurzem auch Digital Anfänger ;)

  • Hallo Eric,


    Vielen Dank, freut mich sehr, dass Dir das Video gefällt. Ja, da war die SBB noch experimentierfreudig. Der RBe 4/4 hatte mehr Zugkraft als die Re 4/4 I, was man ihm so gar nicht ansieht oder zutrauen würde. Daher wurde der Triebwagen im hochwertigen Schnellzugsverkehr eingesetzt. Leider hat ihm das nicht gut getan und es gab viele Schäden an den Motoren und es brauchte lange, bis die alle erkannt und behoben waren.


    Viele Grüsse
    Markus

  • Hallo Frank,


    Du meinst das erste Bild mit den aufgereihten EXPO-Zügen, gell. Ja, das Bild ist in der Literatur häuffig abgedruckt, aber es zeigt eben nicht wirklich die Züge dahinter. Da braucht es schon Zeitzeugen wie Dich.


    Viele Grüsse
    Markus

  • Hallo


    Bei den RBe 4/4 und den Steuerwagen mit den gleichen Fronten ist mir aufgefallen, dass diese bis zur Revision in den 90er Jahren nur einen Zughaken und keine Schraubenkupplung hatten, zudem auch nur eine Steckdose ohne Kabel.


    Trotzdem sind teilweise Mehrfachtraktionen von RBe dokumentiert, z.B. im oben erwähnten Buch "Schweizer Treibwagen der 1960er-Jahre" Seite 63 und 84.


    Waren da Kabel und Kupplung auf dem Treibwagen vorhanden und musste angeschleppt werden?


    Gruss,

    André

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